Positive Entwicklung: Die Fremdüberwachung gewinnt zunehmend an Bedeutung

BetonInsta 2022: Digitale Lösungen für die Betoninstandsetzung standen im Fokus

Der voll besetzte Goldsaal

Die Stimmung war optimistisch. Die BetonInsta 2022 war ein voller Erfolg. Den knapp 300 Teilnehmern aus allen Bereichen der Betoninstandsetzung war die Erleichterung anzumerken, endlich wieder eine Präsenzveranstaltung –unter strikter Einhaltung der „2 G Plus“ Regeln – besuchen zu können. Gekommen waren zu der bundesweiten Veranstaltung Vertreter öffentlicher und privater Auftraggeber, von Wohnungsbaugesellschaften, Energieversorgern, Ingenieur- und Architektenbüros, Sachverständige sowie Mitarbeiter aus Unternehmen der Bauwirtschaft und von Produktherstellern. Mit sechs Referaten, davon vier zu unterschiedlichen Bereichen der Betoninstandhaltung, einem Vortrag zur Digitalisierung der Fremdüberwachung sowie einem sportlichen Thema wurde ihnen ein ebenso spannendes wie breit gefächertes Themenspektrum präsentiert. Eine begleitende Fachausstellung bot den Teilnehmern außerdem die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen der Branche zu informieren.

 

Dipl.-Ing. Marco Götze

„Schön Sie zu sehen“, begrüßte Marco Götze, Vorstandsvorsitzender der Bundesgütegemeinschaft
Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. (ib), die Teilnehmer und bedankte sich bei den Organisatoren der
BetonInsta 2022, die die Präsenzveranstaltung möglich gemacht haben. „Wir dürfen stolz sein“, so Götze,
„vor mehr als 35 Jahren die mittlerweile bundesweit größte Gütegemeinschaft für Betoninstandsetzung
gegründet zu haben.“ Götze verwies dabei auf stetig steigenden Zahlen der gemeldeten Fremdüberwachung,
die sich im Vergleich zu 2015 fast verdoppelt haben.

 

 

 

Sebastian Fink

 

Er betrachte es als eine große Ehre, dass die Bundesgütegemeinschaft die LIB NRW (Landesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken Nordrhein-Westfalen e.V) bereits zum vierten Mal seit 1985 beauftragt habe, die BetonInsta zu planen und durchzuführen, sagte Sebastian Fink, Vorsitzender der LIB NRW e. V. und technischer Leiter der SBS GmbH, Mülhein/Ruhr. Fink begründete noch einmal die Corona-bedingte Absage der Veranstaltung im Vorjahr. Es habe lediglich die Möglichkeit bestanden, die BetonInsta als Video-Konferenz abzuhalten. „Da ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Tagung jedoch der direkte Erfahrungsaustausch der Teilnehmer ist, haben wir (die LIB NRW) gemeinsam mit den beiden Hauptveranstaltern, der BGIB (Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e. V.) und der BFI (Bundesgütegemeinschaft Betonflächeninstandsetzung e. V.) beschlossen, die Veranstaltung 2021 komplett abzusagen.

 

Dipl.-Ing. Uwe Grimsehl

Zum Start der Veranstaltung gab Dipl.-Ing. Uwe Grimsehl von der Stadt Köln in seinem Vortrag „Planung, Vergabe und Ausführung von Instandsetzungsbaustellen unter Berücksichtigung der Gütesicherung“ einen Überblick über die Anforderungen und Besonderheiten der städtischen Baumaßnahmen in der Domstadt. Anhand einer Fülle von überzeugenden Praxisbeispielen leitete er daraus die Instrumente und Möglichkeiten zur Qualitätssicherung bei der Instandsetzung ab, zeigte jedoch auch deren Grenzen auf.

 

 

 

 

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit

„Dauerhaftigkeit und Abschätzung der Restnutzungsdauer von Betonbauwerken – Regelwerk und Praxis“ lautete das Thema von Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit von der Technischen Universität Kaiserslautern sowie Dr.-Ing. Melanie Merkel, M. Eng., bsm2 Breit Schuler Merkel Beratende Ingenieure PartGmbH, Kaiserslautern. Vor dem Hintergrund, dass nicht nur eine bevorstehende Instandsetzungsmaßnahme zu planen ist, sondern auch die abgestimmte Lebensdauer des Bauwerks betrachtet werden soll, ging es hier vor allem um die Fragen, inwieweit z. B. Chloride im Beton verbleiben dürfen, wie die vorhandene Carbonatisierungstiefe des Betons die Restnutzungsdauer beeinflusst und welche Korrosionsschutzprinzipien eine technisch und gleichzeitig wirtschaftliche Lösung darstellen. Das Fazit: Bei der Carbonatisierung existiert grundsätzlich kein festzulegender Grenzwert, ab dem möglicherweise mit Korrosion zu rechnen ist. Zur Abschätzung der Restnutzungsdauer soll der Bemessungswert der Carbonatisierungstiefe kleiner sein als die ermittelte Betondeckung.

 

Aus Berlin zugeschaltet war der Leiter der Prüf- und Überwachungsstelle der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. Berlin (BGib), Dipl.-Ing. Uwe Grunert der das Prinzip der Fremdüberwachung nach den aktuell gültigen Regeln vorstellte und zu dem Ergebnis kam, dass die Fremdüberwachung zunehmend an Bedeutung gewinnt.

 

Dipl.-Ing. (FH) Christoph Bock

Einen Blick in die Zukunft der Fremdüberwachung gab Dipl.-Ing (FH) Christoph Bock, Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. Berlin (BGib). Bock stellte ein digitales FÜ-Portal (Fremdüberwachungsportal) vor, das aktuell von der BGIB entwickelt wird. Damit kann der gesamte Prozess der Fremdüberwachung digital organisiert werden. Dabei ist zu jedem Zeitpunkt ersichtlich, in welchem Status sich die Baustelle befindet. Das Portal ist fast fertig und befindet sich aktuell in der Test- und Einführungsphase. Es wird Mitgliedern der Bundesgütegemeinschaft in Kürze zur Verfügung gestellt. Ziel ist, die Abläufe zwischen allen an der Betonerhaltung Beteiligten deutlich zu beschleunigen.

 

 

 

Cher Sze Tan, M.Eng.

Die Vorteile digitaler Verfahren waren auch Thema des Beitrags „Digitale Bestandsaufnahme mittels 3DRealitätserfassungstechnologien in der Bauwerkserhaltung am Beispiel von Parkbauten“ von Cher Sze Tan, M.Eng. Der Geschäftsführer der IFSB GmbH, Dortmund stellte dabei ein innovatives, interdisziplinäres 3DBauwerksaufnahmeverfahren zur Erzeugung und Erhebung von umfangreichen Bauwerksinformationen vor, das zusammen mit Fachleuten verschiedener Kompetenzbereiche aus dem Bausektor entwickelt wurde. Das neuartige Verfahren ist eine Ergänzung der klassischen Bauwerksdiagnostik. Damit können – basierend auf
den erhobenen Daten und Informationen – nachhaltige digitale Planungsunterlagen erstellt werden, die fundierte Einzelfallentscheidungen im Bereich IST-Zustandsfeststellung und Schadensbewertung unterstützen. Eine digitale Rissanalyse macht dabei ein exaktes und zuverlässiges Monitoring zur Abschätzung des künftigen Schadensverlaufes möglich, so dass Präventivmaßnahmen zur Vermeidung größerer Schäden rechtzeitig veranlasst werden können. Allerdings sind hohe Anschaffungskosten im Bereich der Hard- und Software sowie spezielle Kenntnisse im Bereich Aufnahme und Datenverarbeitung erforderlich. Das Verfahren erfordert zudem eine höhere Einarbeitungszeit in digitale Daten und Tools beim Zielkunden sowie eine Schnittstellen-Organisation zwischen den Baubeteiligten. Cher Sze Tan wies daher ausdrücklich darauf hin: „Nicht jeder Prozess braucht digitalisiert werden. Vor Einsatz der Digitalisierung sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden.“

 

Thorsten Kinhöfer

Sportlich wurde es mit dem Vortrag von Ex–FIFA-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer, der über „Millionenentscheidungen in Sekundenbruchteilen – was bedeutet Druck im Beruf, im Alltag und im Sport?“ berichtete. Der Referent schilderte Ereignisse aus seiner langjährigen Erfahrung als Referee, sprach über Entscheidungen, die in kurzer Zeit und unter hohem psychischem Druck gefällt werden müssen. Kinhöfer nahm auch Bezug auf die Bedrohungen, denen Schiedsrichter oft ausgesetzt sind und über den Umgang mit der Angst. Am Ende, so Kinhöfer, seien es charakterliche Stärken, die einem guten Referee ebenso wie einem guten Entscheider helfen, mit dem Stress umzugehen. Dabei kommt es vor allem darauf an, Verantwortung übernehmen zu können, Souveränität und Besonnenheit zu zeigen, über Menschenkenntnis, Mut und Durchsetzungsvermögen, sowie über Selbstbewusstsein und ein hohes Maß an Entscheidungsfreudigkeit zu verfügen. Er nahm damit Bezug auf alle Entscheidungsträger im Vortragssaal der BetonInsta 2022. Dem Auditorium jedenfalls bot der Vortrag eine ganz andere – und in vielen Teilen auch desillusionierende – Realität der „Fußballwelt“, als sie gemeinhin vor dem Bildschirm wahrgenommen wird.

 

Ergänzend zu den Vorträgen boten 23 Aussteller sowie 19 ausführende Unternehmen und Ingenieurbüros der bundesweiten Planergütegemeinschaft GUEP den Teilnehmern die Möglichkeit, sich über neueste Produkte, Produktentwicklungen und Dienstleistungen rund um die Betoninstandsetzung zu informieren. Dies war gleichzeitig eine gute Gelegenheit für Networking und vertiefende Gespräche.

Ansprechpartner für die Presse
Dipl.-Ing. Frank Pawlik
Geschäftsführer
Landesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken NRW e. V.

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Bökendonk 15
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Die Referenten (von rechts nach links): Dipl.-Ing (FH) Christoph Bock, Geschäftsführer der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. Berlin (BGIB); Sebastian Epe, Vorsitzender der BFI und Inhaber der Fa. Epe GmbH & Co.KG; Marco Götze, Vorstandsvorsitzender der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. (ib); Sebastian Fink, Vorsitzender der LIB NRW e. V. und technischer Leiter der SBS GmbH, Mülheim/Ruhr; Dipl.-Ing. Uwe Grimsehl von der Stadt Köln; Cher Sze Tan, M.Eng., Geschäftsführer der IFSB GmbH, Dortmund; Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Breit, Technische Universität Kaiserslautern; Dipl.-Ing. Frank Pawlik, Geschäftsführer Landesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken NRW e. V.